Vom rhetorischen Wetter-Glück mit Katja H.
Während auf allen Sendern andere Wetter-Frösche und -Feen aufgeregt um die richtigen Wetter-Worte ringen, zeigt Katja Horneffer im ZDF einfach, wie gelassen rhetorisch korrektes Sprechen funktionieren kann. Eine kleine Lobrede.
Es ist 19.18 Uhr und da kommt sie wieder lockeren Schrittes heraus, live am Ende der Heute-Nachrichten, wie immer schwingenden Fußes und mit leicht schwebenden Unterschenkeln, in drei kleinen Pumps-Schritten auf die Kamera zu, den Zuschauer fröhlich, aber nicht aufgedreht, begrüßend. Der sprachlich mitfühlende Zuseher und Zuhörer entspannt sich auf seinem Frühabend-Sofa, denn er weiß: Jetzt kommt die beste Wetter-Bericht- und Prognosen-Vorführung im deutschen TV. Hier möchte man hin- und nicht weghören. Katja Horneffer scheint inzwischen fast die einzige zu sein, die in ihrem Job ganz bei der Sache ist und nicht aufgeregt-egozentrisch um ebendiese herum plappert. Anders als so viele andere Präsentationsakteure im breiten Wetter-Wettbewerb bleiben ihre Sätze stets vollständig und dabei zugewandt ans Publikum (vertreten durch die Studio-Kamera) gerichtet.
Katja H. kommt beinahe ganz ohne die längst üblichen falschen Schein-Vermündlichungen der Sprache aus und zeigt deutlich, was der rhetorisch aufgeklärte Beobachter gern hört: Weder muss jeder Satz mit einem „und“ beginnen, noch müssen allüberall das die Sprech-Leere füllende, unsicher anschließende „Ja“ eingestreut werden. (Von anderen Füll-, Grunz- und Stöhnlauten wie „Äh“ oder „Öh“ wollen wir hier mal gar nicht reden.) Stattdessen beherrscht sie sogar die in unserer wirtschaftsweltlichen und öffentlichen „Präsentations“-Sprech-Unkultur längst vergessenen, aber fürs Rede-Verständnis ungemein sinnvollen, weil Gedanken an- oder gegeneinander stellenden Übergangs- und Bindewörter (insbesondere Konjunktionen) der Sorte „allerdings“, „aber“, „dann“ und andere mehr.
Zu vermuten ist, dass wir in den Genuss dieser sprachlichen Seriösität der ruhig aneinander anschließenden (man sagt auch rednerisch-„gebundenen“) Berichts- und Erklär-Sätze kommen, weil hier die innere und sprachliche Sicherheit der Redenden trotz des medialen Kamera-Drucks ausreicht, um sich nicht selbst ständig sprachlich infrage stellen zu müssen. Schön, dass es so etwas trotz aller Powerpoint- und Facebook-Sprachverluste auf allen Kanälen gelegentlich noch für eine breitere Öffentlichkeit gibt: klare Sprache, wie charmant geschrieben, dazu noch ein gelegentliches leicht neckisches Kopf-Wippen oder -Kippen – und schließlich ein breites, strahlendes Schluss-Lachen.
Wir Rede-Retter ziehen den Hut: Danke, Katja!