Gestensteuerer Gestigon vom Lübecker Campus mischt in der weltweiten Automobilindustrie mit
Gestigon - die Gestensteuerer vom Lübecker Campus - wurden vom französischen Automobil-Zuliefer-Riesen Valeo übernommen. Dem Vernehmen nach bleibt das erst sechs Jahre alte Unternehmen mit seinen Entwicklern in Lübeck bestehen, sodass die Universität sich über neue internationale Kontakt-Power auf dem Lübecker Transfer-Campus freut. Im KKL-Blog haben wir gelegentlich über die Gestigon-Entwicklung berichtet, unter anderem hier. Dank an TZL und UniTransferKlinik für die immer wieder gute Zusammenarbeit mit interessaneten Nachrichten aus der Lübecker Transfer-Welt. Der folgende Text dokumentiert die leicht redigierte Pressemitteilung der Universität.
Der börsennotierte französische Automobilzulieferer Valeo hat das Lübecker Start-up-Unternehmen Gestigon übernommen. Gestigon, eine Ausgründung aus der Universität zu Lübeck im Multi-Funktions-Center auf dem Campus (MFC 9), entwickelt Software, die auf 3D-Sensoren zur Erkennung von Gesten, Posen und biometrischen Merkmalen in Echtzeit basiert.
Man freue sich, das Start-up in der Valeo community zu begrüßen, teilte die französische Firma am 13. März in einer Presseerklärung mit. Gestigon sei führend bei Lösungen für Mensch-Maschine-Schnittstellen und genieße anerkannte Expertise in der Automobilindustrie.
Valeo ist weltweit als Erstausrüster der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie tätig. Die Firma beschäftigt 82.800 Mitarbeiter in 30 Ländern der Welt an 134 Produktionsstandorten, 52 Forschungs- und Entwicklungszentren sowie 12 Vertriebsstützpunkten. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2015 betrug 14,5 Milliarden Euro.
Gestigon wurde im September 2011 im MFC1 – nach mehreren Expansionsphasen und Umzügen in den MFC-Gebäuden nun in MFC9 – vom Informatikstudenten Sascha Klement und seinen Professoren Erhardt Barth und Thomas Martinetz am Institut für Neuro-und Bioinformatik der Universität zu Lübeck gegründet. Die Firma entwickelt Software, die auf 3D-Sensoren zur Erkennung von Gesten, Posen und biometrischen Merkmalen in Echtzeit basiert. Die verwendeten 3D-Daten ermöglichen eine sehr robuste und genaue Erkennung von Körpergliedmaßen und ihren Positionen.
Die Software von Gestigon ist unabhängig vom Sensortyp und arbeitet mit TOF-Kameras zur Lichtlaufzeitmessung (TOF = time of flight), Stereokameras oder strukturiertem Licht. Die patentierte Ausgangstechnologie basiert auf den "Selbstorganisierenden Karten", einem langjährigen Forschungsschwerpunkt von Prof. Martinetz. Seit 2016 entwickelt Gestigon Lösungen für verschiedene Autohersteller sowie Virtual-Reality-Brillen für die Unterhaltungsindustrie und für das Thema "intelligentes Haus".
„Gestigon ist ein erfolgreiches Ergebnis der Anstrengungen der Universität zu Lübeck und des Bundes, High-Tech-Ausgründungen aus Universitäten heraus zu befördern“, sagt Thomas Martinetz anlässlich der Firmenübernahme. „Mit Unterstützung der Lübecker Gründerklinik, einem frühen EXIST-Förderprojekt der UniTransferKlinik an der Universität, wurden langjährige Arbeiten von Prof. Erhardt Barth zu 3D-time-of-flight-Kameras zur Gesten- und Körpererkennung aufgegriffen und über ein Forschungstransferprojekt ausgründungsreif weiterentwickelt und patentiert.“
Gestigon ist für die Universität zu Lübeck ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Wirkung unterschiedlicher Instrumente zur Beförderung von Ausgründungen – von der EXIST-Uni-Gründerklinik über ein EXIST-Forschungstransferprojekt bis hin zur Patentierung mit Unterstützung der Patent- und Verwertungsagentur PVA und zur Förderung durch den High-Tech-Gründerfond in der Seed-Phase der Ausgründung.
„Letztendlich kommt es dann aber auf die handelnden Akteure wie Sascha Klement und Geschäftsführer Moritz von Grotthuss an, die die Förderungen im Fall von Gestigon überaus erfolgreich genutzt, umgesetzt und uns nun einen großen internationalen Automobilzulieferer auf den Uni-Campus geholt haben“, so Prof. Martinetz. Mit der Übernahme durch Valeo sei zu erwarten, dass die Technologie von Gestigon nun bald im Automobilmarkt Einzug halten werde.